Minister a. D. Charles Goerens (Luxemburg / MdEP) diskutiert mit Leistungskursen die Zukunft Europas

J. Kornmüller

15.05.2023

Wie steht es um die Zukunft der EU und Europas? Charles Goerens, ehemaliger Umwelt-, Verteidigungs- und Außenminister Luxemburgs, ist seit vielen Jahren Mitglied des Europaparlaments. Er war der Einladung ans MPG gefolgt und hat mit den Leistungskursen Französisch 11 (Dölle-Klüsche) und Geschichte 11 und 12 (Schulz, Henter, Kornmüller) über die europäische Politik diskutiert. Anschaulich und meinungsstark hat Goerens dabei die Herausforderungen dargestellt, vor denen das geeinte Europa in einer sich rasant wandelnden Welt steht.

Goerens stellte die These „Europa ist durch die Krisen der letzten Jahre stärker geworden!“ an den Beginn seines kurzen einführenden Vortrags. In der Corona-Krise sei es durch gemeinsames Handeln gelungen, die wirtschaftlichen Folgen abzufedern, wenngleich diese uns noch über eine lange Zeit beschäftigen werden. Bezüglich des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine betonte er, dass wir diese Barbarei stoppen müssten. Rückblickend stellte er selbstkritisch fest, dass sich alle geirrt hätten, die eine solche Katastrophe für unmöglich gehalten hätten. Goerens kritisierte in diesem Zusammenhang die unzureichende Reaktion der europäischen Politik nach der Annexion der Krim und der Besetzung von Teilen der Ostukraine 2014.

Als problematisch für die Zukunft der EU sieht Goerens, wie er in der lebhaften Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern betonte, das Prinzip der Einstimmigkeit, das entschiedenes Handeln zum Teil verhindere. Mit der derzeitigen Konstruktion werde die EU das 21. Jahrhundert nicht überstehen. Auch wenn ihm der Gedanke an Vereinigten Staaten von Europa sympathisch sei, bleibe diese Vision doch unrealistisch, weil die Einstimmigkeit nur durch Einstimmigkeit abgeschafft werden könne – was nicht geschehen werde. Erfolgreicher gelinge die Integration durch dazu bereite Staaten, wie etwa das Schengen-Abkommen zeige.

Alle großen Themen, die über die Zukunft Europas entscheiden, wurden von den Schülerinnen und Schülern mit kenntnisreichen Fragen zum Gegenstand der Befragung des Europapolitikers gemacht: das Rechtsstaatsprinzip, eine europäische Armee, der Klimawandel, eine weitere Aufnahme von Staaten, das Verhältnis zu China und zu Afrika sowie die innere Sicherheit und Migration. Somit war es eine erkenntnisreiche Veranstaltung, nicht zuletzt weil das Thema aus der Perspektive eines Nachbarlandes betrachtet wurde. Nachdem es im letzten Schuljahr gelungen war, Ministerpräsidentin Malu Dreyer für eine Diskussion über die Herausforderungen an die liberale Demokratie zu gewinnen, werden wir uns bemühen, diese Reihe für unsere Oberstufenschüler mit einem weiteren Spitzenpolitiker im nächsten Schuljahr fortzusetzen.

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